Reden wir mal über’s Entscheiden.

Sabina Haas

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15.03.2021

Wie triffst Du gute Entscheidungen?

 Nachlese zu unserem Espresso Talk #3 vom 10. März 2021, Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas zum Thema Entscheiden.

Worum geht es beim Entscheiden überhaupt? Und warum fällt es vielen Menschen so schwer, Entscheidungen zu treffen?

Wir starten gleich mal mit beeindruckenden Fakten: rund 20.000 Entscheidungen trifft der Mensch heutzutage pro Tag. Viele dieser Entscheidungen fallen total unbewusst (Zähne putzen), andere sind leicht und haben wenig Impact – die blaue oder die grüne Hose?

Entscheidungsmöglichkeiten

Andere Entscheidungen machen uns oftmals viel Kopfzerbrechen. Ins Coaching kommen häufig Menschen mit dem Problem, sich nicht entscheiden zu können. Bei genauerer Analyse kann man oft feststellen, dass einer dieser Gründe vorliegt:

  • das Ziel ist nicht klar; die Kriterien des gewünschten Ergebnisses sind nicht klar
  • die Entscheidung ist mit Bedeutung überfrachtet: es besteht der Anspruch, die Entscheidung muss bis in alle Ewigkeiten richtig sein. Na, das ist eine Überforderung, man müsste ja direkt HellseherIn sein!
  • Man will sich alle Optionen offen halten: Die Entscheidung für Option A bedeutet jedoch auch, sich gegen die Vorteile der Option B zu entscheiden
  • Man will die perfekte Entscheidung treffen
  • Man will es allen recht machen

Alice im Wunderland fragt die Grinsekatze: „Welchen Weg soll ich nehmen?“ „Wohin willst Du?“ fragt die Grinsekatze. „Ach, das ist mir egal“ sagt Alice. „na dann ist es auch egal, welchen Weg du nimmst!“

Entscheiden ist anstrengend und verursacht einen hohen mentalen Aufwand. Dazu kommen oft auch noch hinderliche Beliefs, die das Ganze erschweren: „Entscheiden ist ja sooooo schwer!“ Wenn wir unseren Entscheidungsbedarf mit solchen Attributen „beschweren“, darf es ja gar nicht leicht gehen.

Was tun mit schwierigen Entscheidungen? Wie können Entscheidungs-situationen entmachtet werden?

Entscheidungsparalyse vermeiden
Suchen wir doch auch mal den pragmatischen Ansatz und entmachten die Entscheidung. Oft ist es gar nicht notwendig, sich zwischen 25 verschiedenen Müsli-Sorten zu entscheiden. Es ist durchaus zu empfehlen, auf die „perfekte“ Entscheidung zu verzichten, das erstbeste Müsli, das gut schmeckt, auszuwählen. Satisfycing (Good Enough Principle) bedeutet, die Entscheidung für die erstbeste Möglichkeit, die den angestrebten Zweck erfüllt. Damit steht der Aufwand der Entscheidungsfindung im optimalen Kosten-Nutzen-Verhältnis.

Paradox of Choice

Vor manchen Entscheidungen stehen wir wie der Hase vor der Schlange. Zuviel Auswahl macht die Entscheidung schwerer. Bei zu vielen verschiedenen Marmeladesorten im Supermarkt tendieren Menschen dazu, gar keine Marmelade auszuwählen.

Auch sehr stressig scheint Fear of missing out (FOMO) zu sein. Dabei handelt es sich um die Angst, durch eine falsche Entscheidung etwas zu verpassen.

Perspektivenwechsel
Ein kleiner Perspektivenwechsel wirkt manchmal Wunder. Statt „ich muss mich entscheiden“ öfter mal „ich darf eine Entscheidung treffen!“ Macht jedenfalls mehr Eigenermächtigung möglich, Gelassenheit und Lust!

Auswahl eingrenzen
Eine gute Möglichkeit für mehr Übersicht ist es, die Auswahl für sich selbst einzugrenzen. Ich entscheide zuerst, was ich ganz sicher nicht will!

Don’t jump into the solution

Manchmal tut man gut daran, zuerst Informationen zu sammeln und nicht gleich die erstbeste Lösung auszuwählen. Aus 250 möglichen Lehrberufen wählen 80% der Mädchen Friseurin.

Die richtigen Leute fragen
Welche Role-Modells hat man zur Verfügung? Welche Ressourcen kann man sonst noch erschließen? Der Mensch lernt oftmals am Modell, sich die richtigen Modelle auswählen, ist eine gute Möglichkeit, die eigenen Entscheidungen zu verbessern.

Entscheiden lernen
Auch hier liegt es an Vorbildern, die man zur Verfügung hat. Wir sollten unsere Kinder an das Thema Entscheiden bewusst heran führen. Gutes Leadership hängt maßgeblich an guten und raschen Entscheidungsstrategien. Erfolgreiches Führungskräfte entscheiden rasch: Jetzt!

In Bewegung kommen
Eine Möglichkeit, zu guten Entscheidungen zu kommen, ist die richtigen Fragen in sich zu bewegen. Geh‘ mit der richtigen Frage in die Natur hinaus, und finde dort deine Antworten! Einstein sagte: „Release your mind, see what you find, and bring it back to your people!“

Weggabelung Entscheiden

Was macht eine falsche Entscheidung aus?

Im Nachhinein ist man immer gescheiter. Im Rückblick sind alle Straßen gerade. Das Risiko, Fehlentscheidungen zu treffen, ist oft nicht zu vermeiden. Niemand ist HellseherIn und kann garantieren, dass eine Entscheidung für alle ewigen Zeiten richtig ist. Aber eines ist gewiss: Umwege verbessern die Ortskenntnis!

Wir treffen eine Entscheidung aus der heutigen Sicht, dem gegenwärtigen Zustand. Es ist aber oftmals besser, zu entscheiden, als nicht zu entscheiden. Wer kennt das nicht: „Hätti, Täti, Wari,….“ Das Bedauern, über nicht getroffene Entscheidungen ist oft groß.

Einerseits sagt man, die Qualität deiner Entscheidungen macht die Qualität deines Lebens aus. Andererseits ist es auch ein wesentlicher Faktor von psychischer Gesundheit und Resilienz, sich auch mit eigenen Fehlentscheidungen auszusöhnen. Wir sollten hinschauen, reflektieren, was lernen wir daraus – und eine wichtige Erfahrung mitnehmen in die gute Zukunft.

Ich bereue nichts im Leben, außer den Dingen, die ich nicht getan habe! (Coco Chanel)

Der/die EntscheiderIn sitzt im Bauch.

Antonio Damasio (Neurowissenschaftler), beschreibt in seinem Buch*) den Fall von Elliott, einem Mann der nach einer massiven Hirnverletzung keine Entscheidungen mehr treffen konnte, nicht die geringste. Man stellt fest, dass Elliott’s Problem damit zusammen hing, dass er keine Gefühle mehr empfinden konnte.

Heute wissen wir, dass die Referenz für unsere Entscheidungen das Gefühl ist und dieses in unserem Bauch sitzt. Ein guter innerer Zustand, wie wir ihn zum Beispiel in der Natur leichter haben können, hilft uns dabei, einen guten Zugang zur eigenen Intuition zu haben und damit bessere Entscheidungen zu treffen.

Balance Herz Verstand

Was macht eine gute Entscheidung aus?

Entscheidungen werden also sehr rasch intuitiv im Bauch getroffen – im Nachhinein wird meistens aufwändig rationalisiert. Entscheidungsmatrix, Objektivierung, Besprechbar-machen von Entscheidungsgrundlagen kennt man vor allem auch als gängige Management-Methoden. Eine gute Entscheidung ist ausgewogen: Bauch und Ratio im Einklang.

Mein Leben ist die Summe meiner Entscheidungen.

Ist die Entscheidung nun getroffen, ist das nicht das Ende von dem Prozess, sondern der Beginn. Was machst Du mit der getroffenen Entscheidung in deinem Leben?

Jetzt geht’s erst richtig los: Committe dich zu deiner Entscheidung, schaffe Verbindlichkeit und steigere das Vertrauen in dich selbst. Fasse einen Plan zur Umsetzung: bring deine Entscheidung wirklich auf den Boden!

Geh mal los und mach was draus! Viel Erfolg dabei.

*) Antonio Damasio: Descartes‘ Irrtum. Fühlen, denken und das menschliche Gehirn. List Verlag, 2004.

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Clubhouse Club Gutes Leben und Arbeitdn

Der neueste heiße Schrei heißt Clubhouse und wir sind natürlich mit dabei! Mit meinen beiden lieben Kolleginnen Doris Maybach und Heidi Hauer öffnen wir gemeinsam jeden Mittwoch Morgen um 8.00 h unseren Espresso Talk und gestalten 30 bis 40 Minuten voller Inspirationen und Impulsen für den Tag.

Wir widmen uns wöchentlich einem anderen interessanten Thema, lassen Ergebnisse aus der Forschung, unsere Erfahrung als Coaches und unsere ganz persönlichen Erfahrungen einfließen – kurz und knackig.

Gutes Leben und Arbeiten ist der neue Clubhouse-Club von Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas. Wir widmen uns der Frage, wie geht das gute Leben? Was braucht es, um es bewusst zu gestalten? Es geht um Themen rund um Lebensstil, Life Balance, Lebensfreude, Herausforderungen und Sinn. Um wöchentlich mit dabei zu sein, folge uns bitte auf Clubhouse. (Leider nur für iPhone möglich)

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