Karriere um jeden Preis.

Sabina Haas

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08.06.2021

Reden wir mal über die Karriere.

Nachlese zu unserem Espresso Talk #15 vom 2. Juni 2021. Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas starten karrierebewusst in den Tag.

Was, wenn man merkt, dass Beruf und Karriere zum einzigen oder wichtigsten Thema im Leben geworden sind? Wie kommt man da raus? Wie geht Life-Balance und warum ist sie so wichtig? Wir reden darüber in unserem #EspressoTalk und freuen uns auf einen inspirierten Talk mit unserem Publikum.

Wir leben auch im 21. Jahrhundert immer noch in einem Zeitalter, in dem sehr leistungsorientierte Karrieremodelle als Erfolgsgaranten überwiegen. Unsere Rollenbilder erfolgreicher Karrieren sind sehr klar definiert: man arbeitet viel und lange, muss sich voll reinhängen, die Menschen gehen an und über ihre körperlichen, mentalen und emotionalen Grenzen, um dem Erwartungsdruck – dem eigenen und dem der anderen – standzuhalten.

Die eigene Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft scheint uns als Garant, dass wir in unseren Breiten nach allen Regeln der Kunst ein tolles, mit allen Insignien des Erfolges gekennzeichnetes Leben feiern können.

Die Zahl der berufsbedingten Erkrankungen wie Burnout, Herzinfarkte oder Bandscheibenvorfälle sprechen für sich. Für die Karriere – die gefühlte „lebensnotwendige“ Abhängigkeit davon – entwickeln Menschen eine unglaubliche Leistungs- und Leidensfähigkeit.

Hochmut kommt vor dem Fall.
Gerade talentierte Menschen, die gut ausgebildet sind und viel leisten können, sind von einem „nicht mehr leisten können“ dann sehr betroffen. Scheint man doch grenzenlos leistungsfähig, jung genug und „smarter als die anderen“ und wird dafür mit dem Erfolg belohnt. Ungewollt aus diesem Leistungsmodell rausgewürfelt zu werden, trifft viele Menschen sehr hart. Das macht große Angst, der Selbstwert, das Ego und letztendlich das gesamte Selbstverständnis sind massiv bedroht.

Exkurs: Es scheint aber auch so zu sein, dass die jüngere Generation oftmals bereits andere Lebensmodelle entwickelt und durch solche bisherigen Karrieremodelle kaum mehr zu motivieren ist.

Nicht immer sind es gesundheitliche Gründe. Es kommt natürlich genau so oft vor, dass man bewusst und freiwillig, an seinem Leben in der bisherigen „Workaholic-Manier“ etwas ändern möchte. Gründe gibt es dafür unterschiedliche, oft entsteht in einer gewissen Lebensphase doch auch der Wunsch nach Familiengründung.

Peak for Performance
Es ist ein schmaler Grat, auf dem Weg zum Gipfel, geht es auf der einen Seite steil bergauf. Auf der anderen Seite ist der steile Abgrund.

Aber im Vergleich mit einem richtigen Berg, wo man sehen kann wo der Gipfel ist, kann man bei der Karriere nicht wissen, wo der Gipfel ist. Es ist auch eine „Erfolgsfalle“ – ein gewisses Suchtverhalten – von einem Gipfel zum nächsten weiter zu eilen. Bei der Karriere weiß man aber nie, wo der nächste Gipfel ist und wann man dann wirklich an der Spitze ist

Viele erfolgreiche Menschen entwickeln einen intrinsischen Schaffenswillen, performen mit voller Kraft und kreieren den nächsten Gipfel selbst. Das kann sich als richtige Falle entpuppen: weiter und immer weiter ….. da geht noch mehr …..

Obwohl das üblicherweise eine sehr anstrengende Situation ist, überwiegt bei Karriere-Menschen oft die Freude am Schaffen, und die Frage „warum soll ich Pause machen?“ erscheint wenig reizvoll.

Wenn nun aus irgendeinem Grund im Leben eines Menschen, dieses Karrieremodell an seine Grenzen gerät – sei es aus physischen, psychischen, sozialen oder auch anderen – auch selbstgewählten – Gründen –fällt man in ein tiefes Loch. Oft gelingt es erst mühsam und langsam, neue Möglichkeiten im eigenen Leben und eine Neudefinition von Erfolg zu finden

Was brauche ich zum Glücklichsein?
Eine solche grundlegende Veränderung im Leben geht wahrscheinlich auch mit einer radikalen Änderung der eigenen Werte einher. „Wieviel brauche ich wirklich?“ leitet vielleicht einen Paradigmenwechsel ein. Mehr sein als haben; mehr Balance zwischen Beruf und Familie/Privatleben, Zeit für persönliches Wachstum.

Mehrere Rollen leben können. Wie geht das?
In einem ausgewogenen Leben sind wir in den unterschiedlichsten Rollen unterwegs: Individuums- und Wachstumsbedürfnisse, Hierarchie in der Firma und auch als Eltern, Mann/Frau, Liebespartner, Familie, Freunde, Hobbys, soziales Engagement – das alles sowohl beruflich als auch privat – und dann auch noch ausreichend Spielraum für Kreativität, gleichberechtigtes miteinander und einfach mal nichts müssen.

Es ist wichtig zu sehen, dass es nicht nur entweder/oder gibt, dass ein sowohl/als auch genauso möglich ist. Möglich wird das, was ich für möglich halte, was ich mir als Ziel vornehme, welches eigene Lebensmodell ich mir wähle.

Mehr Bewusstsein über die eigenen Bedürfnisse, Mut für sein eigenes Lebensmodell auch mit Traditionen zu brechen und neue Wege zu gehen, ein anderes Ressourcenmanagement für sich selbst zu finden – es gibt verschiedene Ansatzpunkte, um hier zu neuen Möglichkeiten zu kommen.

Welche Rollen will ich wie, wann, mit wem, …. leben?
Mit guter Planung kann man viel erreichen. manchmal stellt man auch fest, dass nicht alles gleichzeitig geht, dass manche Dinge auch hintereinander möglich sind und man sich ein Leben in Phasen überlegen kann.

Diese Überlegungen bergen aber auch gewisse Gefahren: Wenn man versucht sein ganzes Leben so wie die Karriere und besonders auch sein Privatleben, wie am Reißbrett zu planen, kann das manchmal nach hinten losgehen. Manche Dinge im Leben – wie zum Beispiel die Liebe oder Partnerschaft oder Elternschaft – lassen sich nicht immer so gut planen und rational kontrollieren.

Dann entsteht oft ein kritischer Punkt, man muss runter vom Gas und einen Phasenwechsel einleiten:
das alte aufgeben, obwohl das neue noch nicht da ist, neue Bilder von den eigenen Lösungen entwickeln. Dabei ist die zentrale Frage: um welches Bedürfnis/welches Gefühl geht es mir da eigentlich?

Überall und nirgends.
Ich kann überall glücklich sein – oder nirgends, alles eine Frage der Haltung! Da kann es im Leben auch notwendig sein, die eigenen Ziele zu adaptieren und ein neues Lebenskonzept zu entwickeln. Je mehr man etwas will, desto schwieriger wird es manchmal, das zu erreichen.

Bei unerfüllten Wünschen – wie zum Beispiel einem Kinderwunsch – muss man sich vielleicht fragen: wie kann ich andere Dinge, die dieses gewünschte Gefühl repräsentieren, in mein Leben bringen? Vielleicht eine Patenschaft für ein Kind übernehmen, sich um ein Haustier kümmern, Lesepatenschaft im Kindergarten übernehmen, uvm.

Was tun für ein ausgewogenes Lebensmodell:

  • Ein vollständiges Lebenskonzept mit dem „Big Picture“ für sich entwickeln
  • Alle 5 Rollen leben: beruflich und privat, individuell und gemeinschaftlich
  • Bei der Zielerreichung flexibel bleiben
  • Ressourcenmanagement betreiben
  • Vertrauen ins eigene Leben bekommen
  • Lernen, dass man sich manchmal auch von Dingen und Menschen wieder verabschieden darf
  • Die Erkenntnis: es ist nie zu spät, etwas zu verändern
  • Man darf jeden Tag noch etwas dazu lernen
  • Last but not least: einen sonnigen Tag ganzheitlich genießen!

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Bilder: rawpixel.com

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Mit meinen beiden lieben Kolleginnen Doris Maybach und Heidi Hauer öffnen wir gemeinsam jeden Mittwoch Morgen um 8.00 h unseren Espresso Talk und gestalten 30 bis 40 Minuten voller Inspirationen und Impulsen für den Tag.

Wir widmen uns wöchentlich einem anderen interessanten Thema, lassen Ergebnisse aus der Forschung, unsere Erfahrung als Coaches und unsere ganz persönlichen Erfahrungen einfließen – kurz und knackig.

Gutes Leben und Arbeiten ist der neue Clubhouse-Club von Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas. Wir widmen uns der Frage, wie geht das gute Leben? Was braucht es, um es bewusst zu gestalten? Es geht um Themen rund um Lebensstil, Life Balance, Lebensfreude, Herausforderungen und Sinn. Um wöchentlich mit dabei zu sein, folge uns bitte auf Clubhouse.