Schwierige Themen gelassen ausgesprochen, wie geht das?

Sabina Haas

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15.06.2021


Reden wir mal ganz offen.

Nachlese zu unserem Espresso Talk #16 vom 9. Juni 2021. Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas starten ganz offen in den Tag.

Dinge offen ansprechen, wie gelingt es? Wieso fällt es uns manchmal schwer, Dinge offen anzusprechen? Warum lieber schweigen, statt ehrlich sagen, was wir wollen, was uns stört, was wir mögen?

Wie kommt es nun zu diesem Problem – der Angst etwas anzusprechen bzw. ein schwieriges Gespräch zu führen? Es geht um die Diskrepanz, zwischen dem was man denkt und/oder fühlt und dem, was man sagen will.

Was bringt es, wenn man radikal ehrlich ist? Welche Risiken sind damit verbunden? Was bezweckt man mit voller Offenheit?

Man kann sich der Thematik über diese 5 Elemente nähern:

  1. Wichtig ist es, selber zu wissen, was man in der Angelegenheit will und denkt und die eigenen Gefühle kennt
  2. Man sollte in der Lage sein, zu erkennen, was bei dem anderen Menschen gerade los ist.
  3. Selbstliebe und Selbstachtung sind wichtige Komponenten für den konstruktiven Umgang mit einer solchen Situation
  4. Die Entscheidung zu treffen und den Mut aufzubringen, etwas „schwieriges“ anzusprechen
  5. Tools zur Verfügung zu haben, wie man ein solches Gespräch führen könnte: wie spreche ich das an, welchen Ton treffe ich, welche Kommunikations-Tools helfen mir dabei…

Anhand einer solchen Struktur erscheint es leichter, störende Dinge anzusprechen und weniger zu dulden und hinzunehmen. Und doch erleben wir immer wieder, dass uns die befürchteten Konsequenzen stark zurück halten.

Es geht um die Angst, dass die Beziehung zu dem anderen negativ beeinflusst wird. Damit entsteht ein Teufelskreis: ich ärgere mich über mich selbst, etwas wieder nicht angesprochen zu haben und dieser Ärger verstärkt das negative Gefühl. Wenn es um Themen geht, die einem wichtig sind, empfindet man, dass die eigenen Werte verletzt werden.

Kommunikation statt Konflikt.
Ein erste Abhilfe kann dadurch geschaffen werden, dass eine Änderung der eigenen inneren Haltung erfolgt: Man muss nicht die Konfrontation suchen und den anderen angreifen, sondern kann die Sache auch als eine Frage der Kommunikation bewerten. Damit kann man eher eine neutralere bzw. positivere Haltung einnehmen und die ganze Sache ist nicht so bedrohlich.

Es kann auch die Angst reduziert werden, wenn man sich vorstellt, dass der Ausgang von dem Gespräch auch so sein kann, dass der andere nicht böse auf mich ist.

Alles nicht so wichtig.
Manche Menschen reden sich solche Themen auch gerne klein, wurschteln herum und behaupten: „das ist eh nicht so wichtig“. Manchmal ist diese Form der Gelassenheit, die Kirche im Dorf zu lassen, auch eine wirklich gute Strategie.

Doch manchmal muss man sich auch fragen: „Was ist mir nicht wichtig? Bin ich mir nicht wichtig oder ist es die Sache, die nicht wichtig ist?“ „Warum stört mich das?“ Oft hat man einfach auch nur das Bedürfnis, am anderen herumzudoktern oder dagegen zu sein.

Wenn man sich an dieser Stelle die eigenen Bedürfnisse und Gefühle bewusst machen kann, ergibt sich eine Chance auf eigenes Wachstum und die Beziehung zu dem anderen Menschen kann auch vertieft werden.

Alles eine Frage der Haltung.
Wie so oft, kann man über eine andere Haltung bzw. andere Ziele die eigenen Möglichkeiten erweitern: So kann sich der Umgang mit dem Thema auch erleichtern, wenn man sich selbst eingesteht, Raum einnehmen zu dürfen!

Oft stellt sich heraus, dass auf der Werteebene einzelne Aspekte sehr mit Bedeutung überladen werden. Man findet etwas respektlos oder übergriffig, was vom anderen vielleicht gar nicht so gemeint ist.

Die innere Haltung, auf Augenhöhe zu kommunizieren und dem anderen zu unterstellen, dass auch er eine gute Absicht verfolgt hilft ebenso, wie sich darüber gemeinsam auszutauschen, interessiert nachzufragen und damit die Haltung des anderen besser verstehen zu lernen.

Gute Vorbereitung und Timing ist wichtig.
Zur guten Vorbereitung zählt auch, die eigenen Möglichkeiten zu überdenken: gehe ich direkt in das Gespräch, finde ich Koalitionen oder wähle ich eine elegante „hinten-herum-Strategie“.

Wehret den Anfängen: Je zeitnaher störende Themen angesprochen werden können, desto leichter gelingt es, es auszuräumen.

Eine gute Voraussetzung für ein offenes Gespräch kann man also durch positive Haltung und positive Erwartungen über den Ausgang und die klare Entscheidung, sich gut vorzubereiten und mutig in das Gespräch gehen zu können.

Dialog statt Gemecker.
Mit dieser Möglichkeit, die Meinung des anderen abzufragen, damit die Lust am Austausch zu fördern und richtig miteinander zu diskutieren, kann eine ganz neue Qualität in die Beziehung miteinander bringen.

In der Frage liegt die Kraft.
Man muss nicht alles verstehen und auch nicht alles gut heißen. Oft reicht die Bereitschaft, die Sicht des anderen mit einer gewissen Demut einfach anzunehmen. Es kann sehr bereichernd sein, sich in die Welt des anderen einzulassen, oder auch das Gedankenexperiment zu machen, wie die Außensicht eines neutralen Dritten wäre.

Eine gute Anleitung für eine strukturierte Vorgehensweise liefert uns das Modell der Gewaltfreien Kommunikation in 4 Schritten (GFK, Marshall Rosenberg).

  1. Eine konkrete Wahrnehmung/Ereignis zeitnah ansprechen
  2. Bewusstsein über das eigene Bedürfnis, das hier betroffen ist
  3. Welches Gefühl löst das in mir aus? wie kann ich das gegenüber dem anderen ausdrücken
  4. Was brauche ich von dem anderen? Worum möchte ich ihn ganz konkret bitten?

Viel Freude an der neuen Offenheit!

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Fotos: rawpixel.com

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