Kann man Glück lernen?

Sabina Haas

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19.09.2016

das eigene Glück finden!

Unter diesem Titel hat Dr. Ha Vinh Tho, der „Glücksminister“ aus Buthan kürzlich über das Wesen und die Vorteile von „Bruttonationalglück als Staatsziel“ gesprochen.*) Der Mangel an „Sein“ wurde in unserer westlichen Welt durch mehr „Haben“ ersetzt; aber die Menschen, die Gesellschaft, die Wirtschaft und auch die Politik weiß längst, dass dieses Konzept uns nicht glücklich macht. Und auch gar nicht mehr funktioniert. In seiner gleichzeitig sympathischen, kompetenten und mitreißend fröhlichen Art hat Dr. Tho seine Gedanken für eine bessere Welt mitgeteilt und das Publikum merklich in den Bann gezogen. Während der Meditation die er angeleitet hat, hätte man im großen Saal des Gartenbaukinos eine Stecknadel fallen hören. Vieles von dem Gesagten wirkt bekannt, und doch ist es immer wieder eine Inspiration: Vertrauen und Dankbarkeit gelten als Wurzeln zum Glück; als Mensch frei zu sein, setzt voraus, Herr/Frau seiner Aufmerksamkeit zu sein und mehr Bewusstsein zu entwickeln. Gemeinsam mit Bruder David Steindl-Rast strahlen die beiden älteren Herren eine so herzerfrischende Zufriedenheit, Güte und gleichzeitig Lebenslust aus, wie wir sie in dieser Welt viel mehr brauchen würden. Auch wenn uns nicht jeder Augenblick Glück beschert, so schenkt er uns eine Gelegenheit, aufmerksam zu sein, hin zu schauen und etwas zu lernen über die eigene Person, die Situation, die Welt, und wie alles mit allem verbunden ist.

Und übrigens: JA, man kann Glück lernen!

Man kann Achtsamkeit lernen, Bewusstsein über seine Gedanken und Bedürfnisse entwickeln, selbst- und sozialkompetent seinem eigenen Leben und dem Miteinander eine ganz neue Richtung geben! Auf die Wahrnehmung kommt es an: die heutige Hirnforschung bestätigt, dass unsere Wahrnehmung von Glück weit mehr davon abhängt, wir unser Gehirn empfindet, als von den äußeren Umständen. Mit einer zum Glück bereiten Seele suchen wir dann automatisch Situationen, die uns froh stimmen. Jedoch wissen wir auch, dass einmalige Anstrengungen nicht ausreichen, um unsere Reaktionen zu ändern. Wiederholung und Gewohnheit sind nötig, um das Gehirn neu zu verdrahten.

Glückstagebuch

Laut Dalai Lama ist die Glücksformel „ganz einfach“: „Die eigentlichen Geheimnisse auf dem Weg zum Glück sind Entschlossenheit, Anstrengung und Zeit.“ Eine praktische Möglichkeit, die sich sehr bewehrt, ist das Führen eines Glückstagebuchs. Wer Buch führt über seine guten Momente, richtet seine Aufmerksamkeit wie einen Scheinwerfer auf alles, was für ihn gut und angenehm ist. Und weil die Augenblicke der Freude schwarz auf weiß festgehalten sind, hat das Gehirn nachträglich keine Chance, sie später wegzudiskutieren. Glück und Zufriedenheit setzt sich wie ein Mosaik aus vielen kleinen glücklichen Momenten zusammen. In diesem Sinne wünsche ich allseits viel Glück! *) bei einer Veranstaltung der Leuchtpunkte Talks, 6.September 2016 im Wiener Gartenbaukino.