Wer loslässt, hat beide Hände frei.

Sabina Haas

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13.04.2021

Reden wir mal über Verzeihen und Versöhnen. Nachlese zu unserem Espresso Talk #7 vom 7. April 2021, Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas starten versöhnlich in den Tag. Wir sprechen heute vom Versöhnen und stellen 3 Dimensionen dieses Themas dar: 1. Warum ist Versöhnen so wichtig? 2. Wie geht das überhaupt? Wir geben Tipps, die wirklich funktionieren 3. Wir stellen unsere Erfahrungsberichte – als Coaches, Psychologinnen, Mütter, Freundinnen und nicht zuletzt als Menschen – zur Verfügung.

Warum ist Verzeihen eigentlich so schwer?

Die Schwierigkeit beim Verzeihen liegt auch darin, dass der Grundstein schon ganz früh in der Entwicklung des Menschen gelegt wird. Es geht um den Ur-Konflikt zwischen Eltern und Kindern: das Wechselspiel von Nähe und Distanz. Und bei diesem Wechselspiel kann es viele Stolpersteine geben, viele potenzielle Gelegenheiten sich gegenseitig auf die Füße zu treten, viele Gründe für tiefsitzendenden Schmerz. Es ist die Aufgabe der Eltern, die Kinder loszulassen, den Einfluss auf die Kinder zu verringern und damit einen wesentlichen Schritt zur Autonomie zu ermöglichen. Und gleichzeitig brauchen die Kinder Unterstützung und Bestätigung zur Entwicklung des eigenen Wesens. Und manchmal gibt es da tief sitzenden Schmerz und unterschiedliche Sichtweisen auf ein Problem oder eine Erinnerung. Eine wichtige Erkenntnis ist es, dass die eigene Realität – das was für mich wirklich wahr ist – nicht die einzige Realität ist. Für jeden sieht die Welt ein bisschen anders aus. Wichtig ist auch die Einsicht, dass man an einem Konflikt auch selbst immer einen Anteil hat. Vielleicht haben andere eine Grenzen überschritten, aber man hat es auch zugelassen, dass das passieren konnte. Und gerade in Fällen, wo man den Eindruck hat, man habe ein „Recht auf den Schmerz“, gerade dann ist es umso wichtiger, diese große Aufgabe in Angriff zu nehmen, versöhnen und verzeihen zu lernen.

Versöhnen ist ein Prozess, der in einem selbst drinnen stattfindet.

Auch wenn es um das Versöhnen mit anderen geht, die vielleicht in dem Moment gar nichts davon wissen, oder zum Beispiel Eltern, die schon gestorben sind, wenn also vermeintlich Versöhnung nicht mehr möglich ist, auch dann ist es möglich, dass die Versöhnung in einem selbst stattfindet. Es geht um die Entscheidung, es auch einfach sein lassen zu können. Die Entscheidung, worauf man seine Energie und Aufmerksamkeit richtet, kann eine echte Neuausrichtung bedeuten. Lässt man sich von einem alten Konflikt beherrschen, oder kümmert man sich um das, was hier und jetzt passiert! Kümmere ich mich nicht besser um die Menschen, die jetzt da sind? Loslassen geschieht im hier und jetzt. Wie ist meine Einstellung zum Verzeihen? Bei diesem Thema gibt es hilfreiche, aber auch sehr hinderliche Beliefs, die das Versöhnen leichter oder schwerer machen. Wenn es da gelingt, hinderliche Glaubenssysteme zu verändern, kann richtiges Empowerment stattfinden. Was wärst du ohne diesen Gedanken? Unglücklich wird man ja oft nicht durch eine bestimmte Realität, sondern durch die Gedanken, die man darüber hat. Die Bewertung ist das Problem. Und diese hinderlichen Gedanken kann man auch einfach loslassen. Wir kennen sehr gute Übungen im Coaching – wie HUNA oder EFT-Emotional Freedom Technique, mit denen man solche Blockaden sehr effizient lösen kann. Ich bin jetzt groß und nicht mehr klein! Wenn man Schmerz empfindet, fehlt oft die Augenhöhe. Es gilt, aus der Haltung des Kindheits-Ich rauszukommen und auf die Ebene des autonomen Erwachsenen-Ichs zu wechseln. Sei nicht so streng mit dir selbst! Wir machen alle Fehler, aber viele Menschen sind sehr streng mit sich selbst. Sich selbst verzeihen zu können, ist eine wichtige Fähigkeit um Frieden schließen zu können. Versöhnungsrituale helfen. Die Friedenspfeife zu rauchen oder durch das Tor des Friedens zu gehen – es sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wenn man für sich und seine Familie oder Freunde Versöhnungsrituale gemeinsam praktiziert, kann man viel Ärger, Wut und Schmerz verhindern. Der Frieden beginnt zu Hause und in unseren eigenen Herzen. Selbstmitgefühl Es gibt Verletzungen und Kränkungen, von denen man tief getroffen wurde. Es ist wichtig, dass man lernt, tiefes Selbstmitgefühl für sich selbst zu entwickeln. Hinschauen, durch den Schmerz durchgehen und das kleine, verletzte, innere Kind zu heilen. Liebe deinen nächsten und dich selbst Die Hawaiianer meinen, es gäbe kein Problem, dass man nicht durch das Vergebungsritual Ho’oponopono lösen könnte. Es ist eine Methode, innere und äußere Probleme und Konflikte zu lösen und gleichzeitig Beziehungen zu heilen. Dabei wird nicht nur eine Technik des Verzeihens angewandt, sondern es ist ein Prozess in dem auch klar wird, dass man selbst auch seinen Anteil dabei hat, in dem Spiel aus Groll und Verletzung. Wir tragen immer etwas bei, ein inneres Bild und Gedanken, die das Problem am Leben halten oder immer noch vergrößern. Deshalb wird bei Ho’oponopono nicht nur dem anderen, sondern auch sich selbst verziehen. Danke für die Wachstums-Chance! Wenn es gelingt, aus der Opferhaltung raus zu kommen, ist das eine große Chance für die eigene psychische Gesundheit und Resilienz. Anhaften schwächt das Immunsystem. Die letzte der menschlichen Freiheiten liegt in der Wahl der Einstellung zu den Dingen. (Viktor Frankl) Man kann sich wirklich die Frage stellen, wem man die Macht über sich selbst gibt, wenn man in alten Verletzungen hängt. Das kann ein riesiger Energiefresser sein, von dem man ausgesaugt wird. Es ist wie wenn man selbst Gift trinkt und hofft, dass der andere stirbt. Verzeihen ist ein Geschenk, das man sich selbst macht!  

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Espresso Talk Mit meinen beiden lieben Kolleginnen Doris Maybach und Heidi Hauer öffnen wir gemeinsam jeden Mittwoch Morgen um 8.00 h unseren Espresso Talk und gestalten 30 bis 40 Minuten voller Inspirationen und Impulsen für den Tag. Wir widmen uns wöchentlich einem anderen interessanten Thema, lassen Ergebnisse aus der Forschung, unsere Erfahrung als Coaches und unsere ganz persönlichen Erfahrungen einfließen – kurz und knackig. Gutes Leben und Arbeiten ist der neue Clubhouse-Club von Doris Maybach, Heidi Hauer und Sabina Haas. Wir widmen uns der Frage, wie geht das gute Leben? Was braucht es, um es bewusst zu gestalten? Es geht um Themen rund um Lebensstil, Life Balance, Lebensfreude, Herausforderungen und Sinn. Um wöchentlich mit dabei zu sein, folge uns bitte auf Clubhouse. (Leider nur für iPhone möglich) #Clubhouse #verzeihen #versöhnen #hooponopono Fotocredits: Unsplash.com, rawpixel.com